Iwan Konstantinowitsch Aiwasoffski

Iwan Konstantinowitsch Aiwasoffski (Gaiwasoffski) (geb. 17.6.1817 in Feodosia, † 19.4.1900, ebenda) war ein russischer Marine- u. Landschaftsmaler.

Das sich früh abzeichnende Talent des jungen Aiwasoffski wurde von dem Architekten Koch, einem Bekannten seines Vaters, entdeckt. Koch erteilte ihm seinen ersten Unterricht im Zeichnen und lenkte die Aufmerksamkeit des Stadthauptmanns Kasnatschejeff auf den Knaben. Daraufhin ließ Kasnatschejeff ihn seinen eigenen Kindern erziehen. Nach Kasnatschejeff Ernennung zum Gouverneur nahm er den jungen Aiwasoffski mit nach Simforopol, wo er zur weiteren Ausbildung dem Gymnasium übergeben wurde. Eine Zeichnung, die Juden in der Synagoge darstellt, die er für seinen Altersgenossen Naryschlcin angefertigt hatte, geriet in die Hände von dessen Mutter, einer gebürtigen Gräfin Rostopschin. Diese sandte die Zeichnung nach Moskau an den Hofmaler Tonci mit der Bitte, sie dem Kaiser vorzulegen. Auf das Gesuch Toncis, den jungen Aiwasoffski zur Ausbildung zu schicken nach Rom, entschied der Kaiser, die Angelegenheit der Akademie zu uberweisen. Der Präsident der Akadademie Olenin empfahl die Aufnahme des Knaben in die Akademie als Stipendant des kaiserlichen Kabinetts und stellte seine Ausbildung in Italien nach sechs Jahren in Aussicht. Am 23.8.1833 trat Aiwasoffski der Akadademie bei und wurde Schüler von Worobjeff.In seiner Freizeit studierte er die Natur oder kopierte in der Ermitage Werke von Claude Lorrain. Weiterhin hatte er die Gelegenheit sich, im Hause der Fürstin Suworoff-Rimnikski und bei der Frau von Tomiloff, an den schönen Gemälden und Stichen zu bilden. Auf Veranlassung des Kaisers Nikolaus wurde er dem damals in Petersburg tätigen französischen Marinemaler Philippe Tanneur als Schüler überwiesen. Doch dieser benutzte seinen Schüler, dessen großes Talent er bald erkannte, um dessen Studien aus der Umgebung Petersburgs zu seinen eignen Bildern malen zu lassen und zum Farbenreiben. Ein Versuch Tanneurs, die künstlerischen Fähigkeiten Aiwasoffskis in den Augen des Kaisers herabzusetzen, wurde von dem Dichter Shukoffski und dem Schlachtenmaler Professor Sauerweid vereitelt. Nach einer Sommerreise in die finnischen Gewässer im Gefolge des General-Admirals Großfürsten Konstantin Nikolajewitsch trat Aiwasoffski 1837 eine Studienreise auf die Krim an und ging 1839 als Staatspensionär ins Ausland. Nach kurzem Aufenthalten in Berlin, Dresden, Wien, Triest und Venedig besuchte er Florenz und ließ sich anschließend in Rom nieder. Die Gemälde, „Sturm“ und „Chaos“ brachten dem jungen Künstler große Anerkennung. Die französische Akademie verlieh ihm goldene Medaille. Von Rom unternahm er eine Reise nach England, besuchte Portugal und Spanien, und kehrte über Malta nach Rom zurück. 1844 begab er sich in die Niederlande und von dort aus zurück nach St.
Petersburg. In Amsterdam veranstaltete er eine Ausstellung seiner Gemälde und wurde durch die Ernennung zum Mitglied der Amsterdamer Akademie ausgezeichnet. Seine in Paris ausgestellten Bilder erwarb Kaiser Nikolaus I., außerdem bestellte er sechs weitere Gemälde bei dem jungen Künstler, die die nordischen Haupthäfen des russischen Reichs darstellen sollten. Gleichzeitig ernannte ihn der Kaiser zum Maler des Hauptmarinestabes mit dem Recht, die Marineuniform tragen zu dürfen. Die Akademie erteilte ihm den Rang eines Akademikers. 1846 besuchte er im Gefolge des Großadmirals die Türkei, Kleinasien, den Archipel und das Marmarameer. Längere Aufenthalte waren in Konstantinopel (Istanbul), auf Chios, Patmos, Samos, Rhodos, in Smyrna und Troja. Er besuchte auch weitere Orte der Levante, das anatolische Ufer und der Berg Athos 1847 erfolgte seine Ernennung zum Professor. Er zog zurück in seinen Heimatort Feodosia, wo er sich eine Villa erbauen lassen hatte. Hier arbeitete er die auf seinen Reisen gemachten Studien aus, die zum Teil in den Besitz des kaiserlichen Hauses kamen. 1851 wohnte er im kaiserlichen Gefolge den Manövern vor Sewastopol auf dem „Wladimir“ bei, was ihm neue Anregung zur Darstellung mehrerer Marineschlachten bot. Den Winter 1857/58 verlebte er in Paris, wo er „Die vier Jahreszeiten“ unter dem Namen „Der Reichtum Russlands“ ausstellte. Eines dieser Bilder erwarb Graf Morni für die Kaiserin Eugenie. Außerdem wurde ihm in Paris der Orden der Ehrenlegion verliehen. In den nächsten Jahren entstanden mehrere Gemälde aus dem Kaukasus, die in St. Petersburg, Berlin und London zur Ausgestellt wurden. Drei der Gemälde wurden im Anschluss von Kaiser Alexander II. erworben. Im Gefolge der Großfürstin Maria Alexandrowna und des Großfürften Sergius Alexandrowitsch besuchte er 1867 wieder Konstantinopel (Istanbul). 1869 wohnte er der Eröffnung des Suezkanals bei. Große Ausstellungen seiner Gemälde fanden 1873 und 1876 außer in St. Petersburg auch in Nizza und in Florenz statt. Die Akademie in Florenz wählte ihn zu ihrem Mitglied und erbat sich sein Bildnis für die Pittigalerie. Auch vom Sultan, für den er eine Anzahl von Gemälden während eines längeren Aufenthaltes in Konstantinopel (Istanbul) schuf, wurde er 1875 ehrenvoll ausgezeichnet. 1887 konnte Aiwasoffski die Feier seiner fünfzigjährigen künstlerischen Tätigkeit begehen. Die St. Petersburger Akademie ernannte ihn bei dieser Gelegenheit zum Ehrenmitglied und stiftete eine goldene Medaille zu seinen Ehren.

Sein Werk gab er 1887 mit ca. 4000 Stücken an. Seine Hauptwerke befanden bzw. befinden sich in den kaiserlichen Schlössern, in der Stl Petersburger Akadademie, im Museum Alexanders III. in Petersburg und im Rumjanzewmuseum in Moskau. Unter seinen Schülern waren Bogoljuboff, Lagorio und Kuindschi.

Auszug aus dem Kunstlexikon von Thieme Becker mit Abänderungen durchgeführt von Johannes Walz.

Quellen von Thieme Becker:

Aus der weitverzweigten Literatur über den Künstler sei verwiesenauf die umfangreichen Nachrichten von:
N. Sobko, Russ. Kstlerlex. m. 7 Abb (Th. Bulgakoff, Unsere Künstler) I 1–10 mit Portr. und 8 Abb.