BEN SHAHN (1898 - 1969)

Der im heute russischen Litauen geborene Ben Shahn kam bereits achtjährig in die Vereinigten Staaten, absolvierte hier seit 1913 eine Lithographenlehre und arbeitete dann als Gebrauchsgraphiker. Diese Tätigkeit war von großem und dauerndem Einfluß auf sein malerisches Schaffen, indem sie ihm nicht nur die bleibende Wertschätzung des Handwerklichen vermittelte, sondern ihn auch dazu anhielt, das Graphische als einen wesentlichen Aspekt seiner Kunst einzuverleiben. Seit 1922 ging er an der National Academy of Design dem Studium der Malerei nach, ließ sich im Gefolge zweier Reisen zumal von der französischen Moderne, zumal von Rouault inspirieren und gewann dann eingangs der dreißiger Jahre seine eigene Form. Zentrales Thema wird ihm immer wieder der Mensch in seiner sozialen Not und seiner Abhängigkeit von politischer Willkür. Shahn spricht seine stets gründlich psychologisch fundierten Gedanken in stark expressiven Bildern aus, die freilich selten genug den lauten „Aufschrei“ von der Art der deutschen Expressionisten haben, da sie durch die schlichte Form und die Bindung mittels graphischer Elemente in ihrer Gefühlsentladung gebändigt und oft zu einer eher zurückhaltenden, aber darum nicht weniger wirksamen „Stille“ gebracht werden. Der Künstler, der sich im kleinen Format ebenso auszudrücken verstand wie im kolossalen Wandbild (Roosevelt, New Jersey; Bronx-Postgebäude, New York), hat zumal in den vierziger Jahren durch das immer beibehaltene graphische Schaffen großen Einfluß genommen auch auf die amerikanische Plakatkunst.

 

Aus dem Buch:

Moderne Malerei: Von Renoir bis Buffet von Bodo Cichy, Juckerverlag: 1970, Seite 238

Deutsche Nationalbibliothek: http://d-nb.info/457614838