EDOUARD VUILLARD • 1868-1940

Als Sohn eines Steuereinnehmers wurde Edouard Vuillard am 11.November 1868 in Cuiseaux (Saone-et-Loire) geboren. Er kam in jungen Jahren mit der bald verwitweten Mutter nach Paris, lernte dort auf dem Lycée Condorcet Ker-Xavier Roussel kennen, der ihn dazu überredete, Maler zu werden. Nach der Schulzeit besuchte er mit Roussel zusammen die Académie Julian, dann die École des Beaux-Arts. Die Begegnung mit Pierre Bonnard lenkte den jungen Maler in Richtung auf eine Malerei, die sich an Gauguin orientierte, aber weniger dessen Flächenhaftigkeit als seine Farbe übernahm. Er freundete sich um 1890 mit den Gedanken und Absichten der Nabis an und ging nun immer mehr den Themenkreis an, in dem sich seine Malerei fast ausschließlich erfüllen sollte: alltägliche Ereignisse aus dem Familienleben und aus der Welt eines friedlichen Bürgertum. In diesem engen Bereich hat er sich zeitlebens bewegt. Seine in gedämpften Farben gehaltene, die anfängliche Dichte bald schon gegen eine dem Impressionismus verwandte Lockerheit vertauschende Malerei gewann selbst den schlichtesten Motiven einen stillebenhaften, irgendwie vornehm-harmonischen Zauber ab, der sich auch nicht verlor, als Vuillard in späteren Jahren zu einer breiteren, massiven Pinselarbeit überging und den Kontrast der Farben suchte. Urmögen seine Gestalten oft wie atmosphärische Wesen erscheinen, die sich der durchlichteten Umwelt vereinigen wollen, sie bleiben doch immer von dieser Welt und erfüllen sich, wie die Bilder des Malers insgesamt, in einem schönen dekorativen Dasein.

Aus dem Buch:

Moderne Malerei: Von Renoir bis Buffet von Bodo Cichy, Juckerverlag: 1970, Seite 70

Deutsche Nationalbibliothek: http://d-nb.info/457614838