EDOUARD MANET • 1832-1883

Edouard Manet wurde am 23. Januar 1832 als Sohn wohlhabender Eltern in Paris geboren. Sein Vater, ein hoher Justizbeamter, sorgte für eine gute Schulbildung, stellte sich aber dem Wunsch Edouards, Maler werden zu dürfen, mit Entschiedenheit entgegen. Vor die Wahl gestellt, das Studium der Rechte oder die Marinelaufbahn einzuschlagen, entschied der Sechzehnjährige sich für die letztere. Da er bei den Prüfungen versagte, brachte ihm dieser Entschluß nur eine für sein späteres künstlerisches Schaffen bedeutungslose Schiffsreise nach Rio de Janeiro ein. 1849, unter dem Eindruck, daß sein Sohn für den Seemannsberuf nicht taugte, willigte der Vater schließlich ein, daß Edouard in das Atelier des seinerzeit berühmten Historienmalers Thomas Couture eintrat und sich ganz der Malerei widmete. Fast sechs Jahre blieb Manet bei Couture, obwohl es wegen der gegensätzlichen Einstellung zur Kunst fortwährend Reibereien zwischen Lehrer und Schüler gab. Schon damals suchte er immer wieder aus der beengenden Atmosphäre des Atelierbetriebs und der Salonmalerei zu entweichen. Auf Reisen nach Italien, Deutschland und Holland war er bedacht, seinen Bilck zu erweitern. Immer mehr wich er zu Studien in die freie Natur aus, wiewohl es noch bis in die siebziger Jahre und bis zu der Zusammenarbeit mit Monet und Renoir dauerte, um seine Palette in impressionistischem Sinne aufzulichten und seinen an Goya erinnernden Stil lockerer und leichter zu machen. Wegen seines nie verlorenen Sinns für das Körperliche hat Manet allerdings zu keiner Zeit wirklich und konsequent impressionistisch gemalt. Er blieb immer dem Gegenstand verhaftet, und er hat zum Beispiel nie das Schwarz aus seiner Farbskala verbannt. Und Impressionist darf er nur in dem Sinne genannt werden, als er das Körperliche nicht in akademischer Manier durch eine Hell-Dunkel-Malerei und ein Ausleben in den Lokalfarben zu gewinnen versuchte, sondern es mit den Möglichkeiten der gegenstandsentbundenen Farbe zu erreichen verstand. Wilhelm von Uhde hat über die Malerei des Künstlers gesagt: „… daß die Größe Manets nicht durch das Licht und die Helligkeitseiner Bilder bestimmt wird, sondern durch die Schönheit seiner Farben- und Harmoniewerte, die ergreifende Vornehmheit der reichlich geschaffenen grauen Tonwerte, vor allem aber und in erster Linie durch die großen Klangwerte, die das Sublimste sind, was mit den Mitteln der Malerei geschaffen werden kann und was auf hohem Niveau nur den Größten erreichbar ist.“

Aus dem Buch:

Moderne Malerei: Von Renoir bis Buffet von Bodo Cichy, Juckerverlag: 1970, Seite 58

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