JOHN MARIN (1870 - 1953)

John Marin wurde 1870 in Rutherford im amerikanischen Bundesstaat New Jersey geboren. Nach einem Ingenieurstudium arbeitete er als Zeichner in einem Architekturbüro. Erst mit Dreißig ging er an die Pennsylvania Academy of Fine Art in Philadelphia, um Malerei zu studieren. Nahezu vier Jahre verbrachte er in Paris, wo Edward Steichen seine Aquarelle entdeckte und einige an Alfred Stieglitz in New York sandte. Stieglitz, Fotograf wie Steichen, führte die Gallery 291, eine Galerie der Avantgarde in New York, wo er Marin 1909 ausstellte. Marin war auf der Armory Show 1913 mit 10 Aquarellen vertreten; die Wolkenkratzer in New York und die Hügellandschaft der Umgebung waren seine Motive. Die meiste Zeit seines ereignisarmen Lebens verbrachte er an der Küste von Maine und im Winter in seinem Heim in New Jersey mit Blick auf die Wolkenkratzer von Manhattan. Am liebsten arbeitete er mit Wasserfarben. Selbst wenn er in öl malte, trug er dies in einer dünnen, transparenten Art auf. Er versuchte dabei, Licht und Bewegung der Natur in architektonische Konstruktionen von schimmernden, leuchtenden Farben zu übertragen und dabei Genauigkeit mit Spontaneität zu verbinden. Marin lernte von Cézanne, Matisse und den Fauves, aber auch von Winslow Homer. In Paris erlebte er die Anfänge des Kubismus, und auch seine Werke enthalten kubistische Elemente. Doch auch expressionistische Einflüsse lassen sich erkennen. Marins bevorzugte Themen waren die Felsen, die Sonne und die Küste von Maine sowie die Wolkenkratzer von New York. Er schuf die Poesie und Dramatik nach, indem er die Objekte in Harmonien voller reiner, leuchtender Farben vereinfachte. Seine Bilder erklärte er einmal mit den Worten „konstruierte Expressionen der inneren Sinne als Antwort auf gesehene und gefühlte Dinge.“ Seine Technik vervollkommnete er so, daß er manchmal ein Bild innerhalb von Minuten hinwarf. Das Publikum brauchte lange, um die Poesie in der direkten Kalligraphie seines Pinselstrichs und in den fließenden Nuancen seiner Töne zu entdecken.

Aus dem Buch:

Moderne Malerei: Von Renoir bis Buffet von Bodo Cichy, Juckerverlag: 1970, Seite 182

Deutsche Nationalbibliothek: http://d-nb.info/457614838