JOSE CLEMENTE OROZCO • 1883-1949

Orozco wurde in einer kleinen Stadt im Staate Jalisco (Mexiko) geboren und kam schon als Kind nach Mexico City. Er besuchte Abendkurse an der Kunstakademie von San Carlos, verbrachte dann aber drei Jahre an einer Landwirtschaftsschule, um schließlich Architektur zu studieren. Erst dann kehrte er zur Kunst und zur Akademie zurück, wo Diego Rivera sein Studienkollege war. Im Gegensatz zu Rivera spielte Orozco keine Rolle in der nationalen Revolution von 1910, abgesehen davon, daß er satirische Zeichnungen für eine revolutionäre Zeitschrift beisteuerte. Obwohl er schon vorher naturalistische Szenen von unsentimentaler Eindringlichkeit aus dem revolutionären Leben Mexikos gemalt hatte, begann seine große Periode erst 1922 mit dem Entstehen der großformatigen Wandgemälde. In Farben, die zunächst verhalten, später sehr stark wurden, malte er Fresken in der National Preparatory School, dem House of Tiles und der Industrial School von Orizaba. Sein Stil wurde monumental und expressionistisch. Von 1927 – 1930 war er in den Vereinigten Staaten mit der Ausmalung der Wände für den Speisesaal des Pomona College in California und einer großen Halle in der New School for Social Research in New York beauftragt. Von 1934 bis zu seinem Tode 15 Jahre später schuf er viele große Wandbilder, die bedeutendsten sind die für den Kunstpalast in Mexico City, die Universität und das Waisenhaus in Guadalajara. Kurz vor seinem Tod vollendete er ein Fresko im National Historical Museum im Chapultepec Castle, Mexico City, und wählte als Thema die Taten des Befreiers von Mexico, Juarez. Beim Tode Orozcos im Jahre 1949 trauerte die ganze Nation. Obwohl Orozco viele hervorragende Zeichnungen und Ölgemälde geschaffen hatte, besteht sein Hauptwerk in den dramatischen Wandgemälden. In diesen behandelte er die mexikanischen Volkssagen, die nationale Geschichte, aber auch religiöse Themen. Obwohl er zu keiner politischen Partei gehörte (im Gegensatz zu den beiden anderen Großen der mexikanischen Kunst, Rivera und Siqueiros, die der kommunistischen Partei beitraten), so ist doch seine Kunst politische Propaganda im edelsten Sinne. Seine Fresken sind Aufschreie gegen die Mißbräuche des Kapitalismus und die Sinnlosigkeit des Krieges.

Aus dem Buch:

Moderne Malerei: Von Renoir bis Buffet von Bodo Cichy, Juckerverlag: 1970, Seite 160

Deutsche Nationalbibliothek: http://d-nb.info/457614838