LYONEL FEININGER • 1871-1956

Als Sohn deutschstämmiger Eltern wurde Lyonel Feininger am 17. Juli 1871 in New York geboren, wo er am 31. Januar 1956 auch gestorben ist. Beide Elternteile waren der Musik verpflichtet, und dieses Erbe hat sich in Lyonel zu einer außergewöhnlichen musikalischen Begabung verdichtet. Schon als Zwölfjähriger gab er öffentliche Geigenkonzerte. Er komponierte selbst und kam 1887 nach Hamburg, Musik zu studieren. Doch die Malerei, vorab die Zeichnung, interessierte ihn mehr, und nach Studien in Hamburg, Berlin und Paris wurde er zunächst als satirischer Zeichner für den Ulk und die Lustigen Blätter in Berlin (1893 – 1906), dann für Chicago Sunday Tribüne in Paris (1906/07) tätig. Berlin sah ihn 1908 wieder und auch seine Anfänge als Maler. Die Begegnung mit dem Kubismus und dem Orphismus Delaunays, die Bekanntschaft mit dem Schaffen der Blauen Reiter (1911 bzw. 1913) und insbesondere seine Berufung an das Bauhaus in Weimar (1919) waren die entscheidenden Stationen auf dem Weg zu einer recht eigenwilligen und unverwechselbar ihm eigentümlichen Kunst. Bei aller Verwandtschaft mit dem Kubismus, mit dem sie das analytische Auffächern der Formen und den Willen zum architekturalen Bildbau teilt, wurde sie doch etwas anderes. Ihre Themen, voran Städtebilder und Landschaften, wurden ihrer lokalen Zufälligkeit entledigt, das Gegenständliche auf seine wesentliche Gestalt zurückgeführt und aus einer fugenartig komponierten, festen Architektur von durchsichtig erscheinenden Farbflächen zu gleichsam kristallischen Gebilden aufgebaut. Diese zartfarbenen, wie aus Gläsern geschichteten Bildgestalten sind von großer Musikalität und gehören zu den liebenswertesten Schöpfungen der modernen Malerei.

Aus dem Buch:

Moderne Malerei: Von Renoir bis Buffet von Bodo Cichy, Juckerverlag: 1970, Seite 92

Deutsche Nationalbibliothek: http://d-nb.info/457614838